Schlikkersachen

oder

Nix about Calmeyer

Bild: Jürgen Striewski, Pixabay

Schlickersachen – so nannten wir als Kinder unsere Süßigkeiten. Und solche wird es bestimmt auch in dem geplanten Cafe in der „Villa Schlikker“ in Osnabrück geben.

Wo früher Männer in sch…* -brauner Uniform ein und aus gingen, soll nämlich jetzt ein „Forum für Erinnerungskultur und Zeitgeschichte“ samt Cafe entstehen. Darin waren sich die Stadtväter und -mütter schnell einig.

Nur welchen Namen das Kind tragen sollte, darüber stritten sie jahrelang wie die Kesselflicker. Zuerst wollten sie es nach Hans Calmeyer nennen, einem Sohn der Stadt, der als Funktionär im besetzten Holland ca. 3000 Juden mit falschen Papieren das Leben rettete.

Dagegen gab es aber wütende Proteste aus Holland. Schließlich war Calmeyer ein Besatzer und hat außerdem etwa 1000 andere Juden nicht gerettet. Die Forscher der Gedenkstätte Yad Vashem haben ihn zwar als „Gerechten unter den Völkern“ geehrt. Aber was wissen die schon? Israel war ja nicht einmal besetzt.

Manche schlugen sogar ernsthaft vor, den Namen der Nazi-Familie Schlikker beizubehalten, der das Haus einst gehörte. Nach dem Motto:

Wenn schon Nazi, dann richtig.

Der Namensstreit soll jetzt durch einen dezenten Unterstrich am Ende des Namens angedeutet werden.

Aber oh Schreck:

Es gibt ja schon einen „Hans-Calmeyer-Platz“ in Osnabrück! Sogar ziemlich zentral, nahe der Adolfstraße…
Wenn das unsere Freunde in Holland wüssten!

Am besten ersetzen wir den Namen Calmeyer auch hier durch einen dezenten Unterstrich. Ein „_-Platz“ wäre innovativ, einmalig und unverwechselbar.

Also alles, was das geplante „Forum für Erinnerungskultur“ werden soll. Und das ohne Streit und sogar sehr viel billiger. Wer braucht da überhaupt noch ein „Forum“?

*heißt natürlich „schokoladenbraun“