Bild: Thomas G., Pixabay
…stand auf dem Wahlplakat, das vor uns an der Laterne hing.
„Was haben sich deine Genossen denn da wieder für einen Schwachsinn ausgedacht?“, feixte meine Frau, „Das geht doch gar nicht von hier unten.“
„Das ist kein Schwachsinn, das ist ein Wahlplakat 2.0. Das ist die Zukunft des Plakatwahlkampfs!“, ließ ich sie wissen.
„Dann versuch doch mal, das Ding zu scannen.“, stichelte sie weiter.
Da ließ ich mir nicht zweimal sagen. Schließlich hatte ich im letzten Urlaub genau beobachtet, wie flink einheimische Kokosnusspflücker eine Palme hochkletterten. Sie schlangen ihre Beine gekreuzt um die Palme und zogen sich mit den Händen hoch. Kein Problem.
Ich schlang also meine Beine gekreuzt um den Laternenmast und – rutschte prompt bis auf den Boden herunter. Leider war das Pflaster noch nass vom letzten Regen. Und der Mast roch aus der Nähe nicht gerade wie eine Kokospalme. Ich fand schon immer, dass Hunde nicht in die Stadt gehören.
Nach einigem Üben und mit Hilfe meiner Frau schaffte ich es schließlich doch, mich bis zu dem Plakat hochzukämpfen. Aber dann begann die eigentliche Schwierigkeit: Mich mit den Händen festhalten und gleichzeitig das Handy aus der Tasche holen, Kamera anklicken und das verdammte Plakat scannen.
„Was steht denn da?“, wollte meine Frau wissen. „Was will die SPD?“
„Kein Empfang.“
„Die SPD will keinen Empfang?“
„Nein, das zeigt mein Handy an. Ah, jetzt geht´s. Ich soll einen Link anklicken.“
Dafür musste ich einen winzigen Moment lang die andere Hand zu Hilfe nehmen – und rutschte sofort herunter. Allerdings nur einen Meter. Etwas bremste meinen Fall höchst unsanft.
Kennen Sie diese kleinen, rechteckigen Schilder, auf denen „A“ oder „S“ steht?

Zwei davon hatte ich jetzt zwischen den Beinen.
In der Zwischenzeit hatten sich unten schon einige Zuschauer eingefunden. Und in diesem Moment hielt sogar ein Auto an. Es war blau/silberfarben, und ein uniformierter Mann stieg aus.
„Was zum Henker tun Sie da oben?“, fragte er.
„Ich tue meine Pflicht als Staatsbürger!“
Auf dem Display teilte der Kandidat mir mit, dass er klare Ziele habe und stets das Gespräch auf Augenhöhe suchte. Als ich weiterscrollen wollte, rutschte mein Handy mir durch die Finger.
Ich musste einsehen, dass auch mein Handy ein klares Ziel hatte. Nämlich Abwärts! Dabei suchte es offenbar die Augenhöhe des Polizisten und verfehlte sie nur um Millimeter. Es fiel ihm auf die Nase und weiter in den Straßengraben.
„Kommen Sie sofort da runter!“, schnauzte er mich an. Da ich hier oben sowieso nichts mehr tun konnte, folgte ich brav seinem Befehl und stand bald wieder auf festem Boden. Meine Frau hatte sich inzwischen ein paar Meter hinter der Menge versteckt und tat, als ob sie mich nicht kannte.
Nicht so der Polizist. Er ließ mich gleich in seinen Wagen einsteigen und nahm mich mit aufs Revier, wo ich meine Geschichte seinem staunenden Kollegen erzählen durfte. Und dann noch einmal allen staunenden Kollegen. Die Ordnungshüter freuten sich sichtlich über mein demokratisches Engagement. Erst Stunden später ließen sie mich gehen.
Schön, dass persönlicher Einsatz so gewürdigt wird!
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