Bild: MoFarrelly, Pixabay
In Signal-Chatgruppen teilen amerikanische Minister ihre neuesten Kriegspläne und ihre Verachtung gegen ihren neuen Staatsfeind Nr. 1:
Europa!
Eigentlich ist gar nichts passiert. Ein amerikanischer Journalist wurde von einer Person, die zufällig so hieß wie der Sicherheitsberater des Präsidenten, in einen Chatroom eingeladen. Dort traf er er weitere Teilnehmer, die alle zufällig so hießen wie der Außenminister, der Vizepräsident, der Verteidigungsminister und andere höchstrangige Regierungsmitglieder.
Dort wurde zwanglos davon geplaudert, wann und wo genau man welche Waffen gegen die Huthi-Miliz im Jemen einsetzen werde – und das in Echtzeit. Während der Journalist noch im Chat war, erreichten ihn erste Nachrichten über Bombeneinschläge im Jemen – genau wie sie im Chat geplant worden waren.
Der Journalist war zu patriotisch oder zu fassungslos, um diese Informationen herauszuposaunen. Also ist eigentlich gar nichts passiert. Außer dass sich in der militärischen Geheimhaltung der größten Militärmacht der Welt plötzlich ein riesiges Loch auftat, dass offenbar von ihrer obersten Führungsspitze verursacht wurde. Normalerweise eine Blamage für die Regierung und ein guter Grund ein paar führende Köpfe rollen zu lassen.
Nicht bei Trump! Nicht bei einem Präsidenten, der schon früher wusste, wo geheime Papiere am Sichersten sind: In der Toilette seines Ferienhauses. Falls dort mal das Papier ausgeht…
Das heißt nicht, dass ihm Datenschutz egal wäre!
Im Gegenteil: Manchem klingen noch heute die „Lock her up!“ (Sperrt sie ein!)- Sprechchöre der Trump-Fans im Ohr, als herauskam, dass Hillary Clinton einen privaten E-Mail -Account dienstlich genutzt hatte. Dass Trump selbst noch nicht eingesperrt wurde, hat nur einen Grund: Er wurde zum Präsidenten gewählt!
Dass er zum Präsidenten gewählt wurde, hat auch nur einen Grund: Er trat gegen eine Frau an! Zwei Mal trat Trump gegen eine Frau an – und gewann zwei Mal. Als er einmal gegen einen Mann antrat, verlor er prompt die Wahl. Das zeigt überdeutlich, was die Amerikaner davon halten, von einer Frau regiert zu werden.
Diese Einstellung zu Frauen in Führungspositionen haben sie übrigens nicht allein. Auch die Huthis haben als strenge Islamisten eine feste Meinung zur Rolle der Frau in der Gesellschaft. Eine Gemeinsamkeit, die vielleicht ein erster Schritt auf dem Weg zur Verständigung sein kann.
Trumps Sicherheitsberater könnte das nächste Mal einfach einen Huthi-Führer zum geselligen Chat auf Signal einladen. Der läge ihm allemal näher als das lahme alte Europa (von einer Frau geführt), Italien (von einer Frau geführt), Großbritannien oder Deutschland (früher von einer Frau geführt).
Daraus könnten sich ganz neue Erkenntnisse ergeben:
„Ach, ihr findet Frauen auch doof? Wissenschaft auch? Und tragt auch gerne Waffen? Cool, Bros! Wart ihr eigentlich schon Mal an der Riviera?“
Vielleicht wäre das der Beginn einer wundervollen Freundschaft.
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